Neupflanzungen in historischen Gärten
Durch die Anpflanzung und die Nachpflanzung werden die Art und der Standort für die weitere Entwicklung von Gehölzen endgültig festgelegt (FLL, 2015). Diese Entscheidung beeinflusst die Lebenserwartung, die Vitalität, die Gesundheit, das Mortalitätsrisiko und das Konkurrenzgefüge der betreffenden Pflanzen über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte. Mit jeder Baumpflanzung sind bestimmte Zielvorstellungen verbunden. Deshalb müssen Nach- und Neupflanzungen fachgerecht angelegt und gepflegt werden. Dieser allgemeine Grundsatz ist nicht nur in der gärtnerischen guten fachlichen Praxis fest verankert, sondern auch in verschiedener Form immer wieder postuliert worden und es findet sich sehr viel Literatur hierzu. Wieso ist es trotzdem notwendig ein Kapitel zum Thema Neupflanzungen zu schreiben?
Zum einen veränderten sich in den drei zurückliegenden Jahrzehnten die Umweltbedingungen, wie es im Detail in den vorrangegangenen Kapiteln bereits ausgeführt wurde. Auch in den geführten Interviews mit den Gartenfachbereichsleitenden der SPSG lässt sich eine Zunahme von Problemen bei der Etablierung von Gehölzen entnehmen. Sieben von zehn befragten Fachbereichsleitenden verweisen auf einen subjektiv wahrgenommenen
Trend zur Zunahme der Intensität und Dauer von Trockenheit. Dies äußert sich in einem Mehraufwand für die Pflege durch häufigeres und intensiveres Bewässern und einer insgesamt längeren Etablierungsdauer. Bei Beibehaltung der Frühjahrspflanzung schlägt sich dies in hohen Ausfallraten und in einem hohen Aufwand in der Pflege nieder. Die klimatischen Veränderungen führen darüber hinaus zu einem beschleunigten Verfall von bereits vorgeschädigten Bäumen und einer Zunahme von Abgängen, die durch Nachpflanzungen ersetzt werden müssen. Die Fachbereichsleitenden der SPSG gehen mit dieser besonderen Ausgangssituation sehr unterschiedlich um.
Zum anderen zeigt Wacker (vgl. Kap. 7.3.1) im aufgestellten Berechnungsbeispiel die Notwendigkeit von Nachpflanzungen für den Bestandserhalt der Parks und Gärten auf. Unter Annahme einer Mortalitätsrate von 0,66 Bäumen pro Jahr und Hektar und einem Ausfallrisiko von 10 % ergibt sich für die Gärten und Parks eine jährliche Anzahl von 506 Bäumen für die Nach- und Neupflanzungen. Obwohl in dieser Berechnung die Nachkommenschaft
aus Naturverjüngung nicht berücksichtigt ist, und tatsächlich im Jahr nur bis zu 250 Exemplare nachgepflanzt werden, unterstreicht diese Anzahl doch die hohe Bedeutung der Gehölzpflanzung für den Bestandserhalt in historischen Gärten.
Ein Ziel dieses Beitrages war es deshalb, den Erfahrungs- und Wissensfundus der Fachbereichsleiter* innen nach Sichtung für die Forschung zugänglich zu machen. Ein weiterer Schwerpunkt dieses Kapitels liegt in der Aufbereitung des Workshops II mit dem Titel „Pflanzmaterial und Neupflanzungen in historischen Gärten in Zeiten des Klimawandels“,
der im Oktober des Jahres 2016 stattfand. Des Weiteren werden erste Ergebnisse des Feldversuchs „Modellvorhaben 1“ für die Etablierung der Jungpflanzen im Neuen Garten in Potsdam vorgestellt.